Wenn Florian Wagner in der Luft ist, ist er mit jeder Faser seines Herzens in seinem Element: Als passionierter Gleitschirmflieger und Hubschrauberpilot liebt er die Vogelperspektive. 2018 war er rund zwei Monate in und über Afrika unterwegs. Für seinen Bildband „African Waters: Zehn Länder und ihr Wasser“ legte er in rund 100 Flugstunden 18.500 Kilometer zurück. Mit dem beeindruckenden Projekt will er dokumentieren, was vor unseren Augen von der Erde verschwindet und mehr noch: Bewusstsein für die Wasserknappheit schaffen.

Im Interview berichtet er von seinem arbeits- wie kostenintensiven Projekt, seine Herangehensweise und wie ihn die Arbeit an der Serie persönlich beeinflusst.

Wie sind Sie auf die Idee zu „African Waters“ gekommen?
Bei einer Leica Veranstaltung in Johannesburg habe ich ein 360-Grad-Panorama von Kapstadt gezeigt. Danach wurde ich gefragt, ob ich das nicht in ganz Afrika machen wolle. Der Leica Fan Bill Blair bot mir sogar seinen privaten Helikopter an, damit die Kosten nicht explodieren.

Was kam es Ihnen bei „African Waters“ besonders an?
Früher machte ich Abenteuer-Fotografie, bei der das perfekte Bild im Vordergrund stand. Ich habe auch viele Geschichten gemacht, weil ich sie einfach spannend fand und mehr darüber erfahren wollte, etwa die Geschichte der US-amerikanischen Regierung, die mit dem Hubschrauber Wildpferde einfangen lässt. Die Tiere sollen vor wütenden Farmern gerettet und dann als Resozialisierungsprojekt von Sträflingen zugeritten werden. Mit „African Waters“ rückte zunächst aufgrund des Wunsches unseres Hauptsponsors OWC (Other World Computing) das Thema Naturschutz und nachhaltiger Umgang mit unserer wichtigsten Lebensgrundlage in den Vordergrund. Dazu brauchte ich besondere Bilder, die das Interesse der Betrachter auf sich ziehen würden. Auch Leica hat mich mit Equipment unterstützt.

Sie sind dann von Mai bis August 2018 zehn afrikanische Länder bereist. Wie haben Sie sich auf das Projekt vorbereitet?
Wir waren in Angola, Botswana, Malawi, Mosambik, Namibia, Ruanda, Sambia, Simbabwe, Südafrika und Tansania. Die Planung war extrem anspruchsvoll. Zunächst musste das Budget organisiert werden. Wie bei all meinen Projekten war Leica dabei sehr hilfreich. Dann mussten die zeitlichen Abläufe, Impfungen, Grenzübertritte, Visa, Spritversorgung etc. koordiniert werden. Teilweise musste der Sprit sechs Wochen vor unserer Ankunft per Lkw in entlegene Regionen gefahren werden. Die Excel-Datei für die Organisation war 140 Zeilen lang.

Sie haben nicht nur Landschaftsaufnahmen gemacht, sondern auch Porträts der Menschen, die dort leben. Warum war das wichtig?
Mir war wichtig, unvoreingenommen von den Menschen vor Ort zu erfahren, welche Themen in puncto Wasser vor Ort Bedeutung haben, ohne vorher schon zu wissen, welches Thema auf mich zukommen würde. Deshalb porträtierte ich Protagonisten, die mir diese Geschichten erzählten. Durch sie bin ich auch auf die Orte gekommen, an denen ich fotografiert habe.

Sie haben viel aus der Luft gearbeitet …
So viel wie möglich. Wir sind rund 100 Stunden geflogen!

Bitte unterrichten Sie uns über die 360-Grad-Technik.
Bei der 360-Grad-Technik fliegen wir in der Regel ohne Türen und der Helikopter dreht sich nach meiner Einweisung um 360 Grad um die eigene Achse. Er darf dabei weder sinken noch steigen, driften oder sonst seine Position verlassen, was fliegerisch höchst anspruchsvoll und auch nicht ganz ungefährlich ist, da der Helikopter ständig nahe seiner Leistungsgrenze operiert. Deswegen haben wir uns für das Projekt einem sehr erfahrenen Piloten anvertraut, der Fliegerlegende Slade Healy, der in 30 Jahren Fliegerei eine Flugerfahrung von 25.000 Stunden auf 30 unterschiedlichen Maschinen angesammelt hat. Die Bilder habe ich mit einer Leica S fotografiert und anschließend am Rechner zusammengebaut.

Wie schwierig ist es in einem Helikopter zu arbeiten?
Sehr. Erst einmal gibt es im Helikopter extreme Vibrationen, deren Frequenzen überlappen und das Equipment stark beanspruchen. Am Boden waren wir auch großer Hitze, Staub und Schlägen ausgesetzt. Unter anderem waren wir auch auf dem Pferd unterwegs. Das ist die maximale Belastung, die ich mir für ein Kamerasystem vorstellen kann.

Wie ist es Ihnen gelungen, die Farben der Wüste und des Wassers hervorzuheben?
Unsere Reise führte uns in ganz unterschiedliche Farbwelten die wir zu allen möglichen Tageszeiten einfangen mussten. Die Vielfalt gerade dieser Farbwelten macht unter anderem die Faszination Afrikas aus. Sie aus der Luft einzufangen ist ein Privileg und dazu hatten wir die beste Ausrüstung. Alles andere wäre inkonsequent gewesen.

An welchen Projekten arbeiten Sie gerade? Können Sie sich vorstellen, diese Art von Fotografieprojekten, die wachrütteln, weiter zu verfolgen oder sich mit den Bildern vielleicht sogar politisch engagieren?
Im Moment versuche ich, durch meine Vorträge und Pressearbeit auf das Projekt und damit auf die wichtigsten Wasserthemen im südlichen Afrika aufmerksam zu machen. Ich möchte mit starken Partnern weitere Projekte dieser Art realisieren. Das muss nicht auf Print, PR und Social Media beschränkt sein. Wir arbeiten gerade auch daran, eine Doku aus dem Material zu schneiden, das meine Freundin Regina während der Reise gedreht hat. Eine logische Konsequenz wäre die Fortsetzung von „African Waters“ in anderen Ländern und als Serie. Daran arbeiten wir. Außerdem präsentiere ich das Projekt auch politisch engagierten Leuten wie Sir Richard Branson beim Ocena Summit 2019, deren Gründerin Susi Mai das Projekt durch ihre Unterstützung überhaupt erst möglich gemacht hat.

Florian Wagner
1967 in Garmisch-Partenkirchen geboren. Zu seinen Schwerpunktthemen zählen Hubschrauber, Berge und Pferde, er ist leidenschaftlicher Reiter. Durch den Film „The S2 on Safari“ (2010), den Wagner als Markenbotschafter für Leica realisierte, wurde Sheikha Alyazia Bint Sultan Al Nahyan aus der königlichen Familie des Emirats Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) auf den Oberammergauer aufmerksam, deren privater Fotograf er heute ist. Seine Reportagen wurden in Magazinen wie „National Geographic“, „Stern“, „Geo Saison“, „Playboy“ und „Süddeutsche Zeitung“ veröffentlicht. Wagner realisiert auch Filmprojekte wie „Abenteuer Deutschland“ (2013), ein Buchprojekt in Kooperation mit Leica und „National Geographic“, für das Wagner Deutschland auf dem Pferd durchquerte, und „Abenteuer Irland, auf dem Pferd entlang des Wild Atlantic Way“ (2016). Seine Arbeiten wurden bei internationalen Ausstellungen, darunter in den Leica Galerien Singapur und Mailand gezeigt.

Website:
www.wagnerphoto.de

Equipment:
Leica S Typ 007 mit Summarit-S 1:2.5/35 ASPH. (CS), Leica SL mit Vario-Elmarit-SL 1:2,8–4/24–90 ASPH. und Apo-Vario-Elmarit-SL 1:2,8–4/90–280

Porträt Florian Wagner: © Regina Singelnstein

 

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